Selen beim Pferd
Selenmangel beim Pferd ? welche Symptome weisen auf einen Selenmangel beim Pferd hin und welche Tipps gibt es bei der Fütterung
Selen wird gerne als „Problemnährstoff“ bezeichnet, scheint der Grad zwischen Mangel und Überversorgung doch recht schmal zu sein. Bei Selen handelt es sich um ein Spurenelement mit essenzieller Bedeutung für den Pferdeorganismus, dessen Bedarf an Selen oft nicht über das Grundfutter ausreichend gedeckt werden kann.
Dafür benötigt das Pferd Selen
Als essenzieller Baustein des Enzyms Glutathionperoxidase ist Selen für die Neutralisierung freier Radikale notwendig und ist folglich eines der wichtigsten Antioxidantien mit bedeutender Funktion für die Immunabwehr und den Zellschutz (Schutz vor oxidativem Stress). In der Schilddrüse des Pferdes wird Selen für die Umwandlung des Schilddrüsenhormons Thyroxin (T4) zu Trijodthyronin (T3) benötigt. Der Selenspiegel beeinflusst daher indirekt den Grundumsatz und die Zellaktivität (Zellteilung, Zellwachstum, Zelldifferenzierung).
Selenmangel beim Pferd: Ursachen, Symptome und Mehrbedarf
Die Böden in Deutschland gelten vielerorts als relativ selenarm, sodass es bei einer reinen Heu-Hafer-Fütterung häufig zu einer Unterversorgung des Pferdes an Selen und folglich zu einem Selenmangel kommt. Liegt bei den Pferden zusätzlich noch eine Mehrbedarfssituation an Selen vor, kann der Selenmangel schnell gesundheitliche Konsequenzen nach sich ziehen.
Es wird zwischen physiologischen und pathologischen Mehrbedarfssituationen unterschieden:
Physiologischer Mehrbedarf an Selen beim Pferd
- selenarme Grundfutterration
- Wachstum und Alter
- Zuchtstuten im letzten Drittel der Trächtigkeit und früher Laktation
- Hengste während des Deckeinsatzes
- Stress (z.B. Stallwechsel, Transport)
- hohe Leistungsbeanspruchung
Pathologischer Mehrbedarf an Selen beim Pferd
- bei nachgewiesenem Selenmangel
- traumatische und metabolische Muskeldystrophien (Kreuzverschlag)
- bei Erkrankungen, die mit einer katabolen Stoffwechsellage verbunden sind: EMS, ECS, PSSM, neurodegenerative Muskelerkrankungen des Pferdes
- Infektionen der Haut- und Atemwege
- Tumor- und Schilddrüsenerkrankungen
- bei chronischen Erkrankungen (erhöhter oxidativer Stress): Ein Selenmangel kann die Symptome chronischer Erkrankungen verstärken
Muskel- und Rittigkeitsprobleme, sowie eine gestörte Schilddrüse sind häufige Symptome eines Selenmangels beim Pferd
Verspannung der Muskulatur, meist in Verbindung mit Steifheit der Hinterhand und Rittigkeitsproblemen bis hin zu Bewegungsstörungen werden am häufigsten mit einem Selenmangel bei Pferden in Verbindung gebracht. Aber auch Kreuzverschlag-ähnliche Symptome nach anstrengender Arbeit, Infektanfälligkeit, schlechte Wundheilung und Fruchtbarkeitsstörungen bei Stuten und Hengsten treten auf. Ebenso kommen Symptome eines verringerten Schilddrüsenstoffwechsels bei einem Selenmangel vor. Aber auch auf die Haut, das Fell und die Hufe des Pferdes kann ein Selenmangel negative Auswirkungen haben. Eine drastische Selenunterversorgung bei neugeborenen Fohlen ist mit einer hohen Sterblichkeitsrate aufgrund von Lähmungserscheinungen der Herz- und Schlundmuskulatur verbunden.
Von der Diagnose zur Behandlung eines Selenmangels beim Pferd
Der Selenstatus des Pferdes lässt sich über eine Blutanalyse recht zuverlässig bestimmen. Die offiziellen Referenzwerte für Selen schwanken beim ausgewachsenen Pferd zwischen 70µg/l - 150µg/l und 100µg/l - 200µg/l.
Mittlerweile wird auch die Enzymaktivität der Glutathionperoxidase (GPx) im Vollblut zur Ermittlung des Versorgungsstatus herangezogen. Die Bestimmung der GPx lässt Schlüsse auf eine längerfristige Versorgung zu. Schlussendlich sollten Blutwerte aber nie ohne das klinische Gesamtbild des Pferdes beurteilt werden. Auch die Notwendigkeit einer Selensupplementierung sollte immer im Ganzen betrachtet werden. Hierzu zählt auch eine Analyse des Selengehaltes des Grundfutters.
Tipps zur Fütterung bei Pferden mit Selenmangel und zur Vorbeugung eines Selenmangels beim Pferd
Bei einer leichten Selenunterversorgung bzw. einem Selendefizit im Grundfutter kann dieses zunächst durch Zufütterung eines Mineralfutters mit adäquatem Selengehalt kompensiert werden. Bei einem bestätigten Selenmangel, vor allem dann, wenn dieser mit Symptomen einhergeht, oder bei Vorliegen einer Mehrbedarfssituation, ist die Zufütterung eines höherdosierten Selenmonoprodukts in der Regel unumgänglich.
Ist bekannt, dass das bisweilen verwendete Grundfutter ein Selendefizit aufweist und lässt sich das Grundfutter nicht optimieren, sollte eine dauerhafte Zufütterung eines selenhaltigen Ergänzungsfuttermittels zur Vorbeugung eines Selenmangels beim Pferd auf jeden Fall angestrebt werden.
Entscheidend für eine zielführende Selensupplementierung ist neben der Wahl einer adäquaten Tageszufuhr auch die Wahl der richtigen Selenverbindung. Wie alle Spurenelemente kann auch Selen in verschiedenen Verbindungen vorliegen, die eine unterschiedliche Bioverfügbarkeit besitzen. Bei Selen haben sich vor allem organische Selenverbindungen aus Selenhefen bewährt. Eine optimale Bioverfügbarkeit steigert nicht nur den Erfolg der Selensupplementierung, sie minimiert auch das Risiko einer Vergiftung.
Schreckgespenst Selenvergiftung
Die Zufütterung von Selen genießt in der Pferdefütterung einen durchwachsenen Ruf. Groß ist die Angst so mancher Pferdebesitzer vor einer Selenvergiftung. Da eine Selenunterversorgung mit gravierenden gesundheitlichen Konsequenzen einhergehen kann, ist eine Supplementierung von Selen allerdings oft unumgänglich. Da Selen beim Pferd nur eine geringe therapeutische Breite besitzt ist es essenziell, neben dem Selenwert im Blut auch die Klinik des Pferdes sowie den Selengehalt des bisherigen Grund- und Zusatzfutters einzubeziehen. Weiterhin ist es bei der Supplementierung von Selen von entscheidender Wichtigkeit, eine gut verträgliche Selenverbindung zu wählen und die Vorgaben der Ergänzungsfuttermittelhersteller unbedingt einzuhalten. So ist eine zielführende und unproblematische Zufütterung von Selen bei Bedarf gewährleistet.